Was ist L-Glutaminsäure?

L-Glutaminsäure – oft einfach Glutaminsäure oder Glutamat genannt – ist eine nicht-essentielle Aminosäure, die eine zentrale Rolle im Energiestoffwechsel und in der Funktion des Nervensystems spielt. Sie wird im Körper aus anderen Aminosäuren, insbesondere aus Glutamin, synthetisiert und ist in fast allen Proteinen enthalten. Besonders reichlich kommt sie in Lebensmitteln wie Fleisch, Fisch, Eiern, Soja und Weizen vor.

L-Glutaminsäure ist nicht nur ein Baustein von Proteinen, sondern auch einer der wichtigsten Neurotransmitter im zentralen Nervensystem. Als solcher ist sie entscheidend für Lernprozesse, Konzentration, Gedächtnis und die Signalübertragung zwischen Nervenzellen. Darüber hinaus ist sie am Stickstoffstoffwechsel beteiligt und spielt eine Rolle in der Energieproduktion der Zellen.

Wie wirkt L-Glutaminsäure?

Im Gehirn wirkt L-Glutaminsäure als erregender Neurotransmitter. Sie bindet an spezielle Rezeptoren (z. B. NMDA-, AMPA- und Kainat-Rezeptoren) und trägt zur Reizweiterleitung und Aktivierung von Nervenzellen bei. Dadurch beeinflusst sie unmittelbar Gedächtnis, Lernfähigkeit und mentale Leistungsfähigkeit. In ausgewogener Konzentration ist Glutamat für die Gehirnfunktion unverzichtbar, ein Überschuss kann jedoch zu Überstimulation und Nervenzellschäden führen – ein Phänomen, das als „Exzitotoxizität“ bekannt ist.

Darüber hinaus spielt L-Glutaminsäure eine wichtige Rolle im Stoffwechsel: Sie ist ein Schlüsselmolekül beim Transport und der Speicherung von Stickstoff im Körper und dient als Ausgangssubstanz für die Bildung anderer Aminosäuren, wie Glutamin, Prolin oder Arginin. In der Leber hilft sie, Ammoniak – ein potenziell giftiges Stoffwechselprodukt – in ungiftigen Harnstoff umzuwandeln.

Im Verdauungssystem unterstützt Glutaminsäure die Darmzellen, da sie als Energiequelle für Enterozyten (Darmzellen) dient und so zur Gesundheit der Darmschleimhaut beiträgt. Dadurch wird die Barrierefunktion des Darms gestärkt und die Nährstoffaufnahme verbessert.

Vorteile von L-Glutaminsäure

  • Unterstützt die Signalübertragung im Gehirn und fördert Konzentration und Gedächtnis

  • Spielt eine Schlüsselrolle im Stickstoff- und Energiestoffwechsel

  • Dient als Vorstufe anderer wichtiger Aminosäuren (z. B. Glutamin, Prolin, Arginin)

  • Unterstützt die Entgiftung von Ammoniak in der Leber

  • Fördert die Regeneration der Darmschleimhaut und die Verdauung

  • Kann die geistige Leistungsfähigkeit und den Fokus verbessern

Mögliche Nebenwirkungen und Wechselwirkungen

In normalen Mengen, wie sie über die Ernährung aufgenommen werden, ist L-Glutaminsäure völlig unbedenklich. In sehr hohen Dosierungen, etwa über Nahrungsergänzungen, kann sie bei empfindlichen Personen Kopfschmerzen, Unruhe oder Schlafstörungen hervorrufen, da sie stimulierend auf das Nervensystem wirkt. Menschen mit neurologischen Erkrankungen (z. B. Epilepsie) sollten L-Glutaminsäure nur nach Rücksprache mit einem Arzt einnehmen.

Der oft diskutierte Begriff „Glutamat-Unverträglichkeit“ bezieht sich in der Regel auf die künstlich zugesetzte Form (Mononatriumglutamat, MSG) in Lebensmitteln und nicht auf natürlich vorkommende L-Glutaminsäure, wie sie im Körper oder in Proteinen enthalten ist.

Fazit

L-Glutaminsäure ist eine zentrale Aminosäure im Stoffwechsel und Nervensystem. Sie fördert Konzentration, Energieproduktion und Regeneration und unterstützt den Körper bei der Entgiftung. Für Sportler, Studierende oder Menschen mit hohem mentalem Anspruch kann sie dazu beitragen, Fokus und Leistungsfähigkeit zu steigern. Gleichzeitig ist sie ein wichtiger Baustein für Verdauungsgesundheit und Proteinsynthese. Eine ausgewogene Ernährung liefert in der Regel ausreichend L-Glutaminsäure, während eine gezielte Ergänzung in Phasen intensiver Belastung sinnvoll sein kann.

Quellen

  1. Meldrum BS. (2000): Glutamate as a neurotransmitter in the brain: review of physiology and pathology. J Nutr, 130(4S Suppl), 1007S–1015S.

  2. Brosnan JT, Brosnan ME. (2013): Glutamate: a truly functional amino acid. Amino Acids, 45(3), 413–418.

  3. Newsholme P, et al. (2003): Glutamine and glutamate as vital metabolites in the immune system. Curr Opin Clin Nutr Metab Care, 6(1), 63–70.

  4. Reeds PJ, et al. (2000): Glutamate metabolism and its role in nutrition and health. J Nutr, 130(4S Suppl), 978S–982S.